Sonntag, 16. Februar 2014

Samstag, 15.02. ... rund um die Elfenbeinküste und dann in einen isländisch anmutenden Teil der Türkei

Arsenal to Cinestar, by Lilly Flowers
Westafrika mit etwas Frankreich
    Die Erklärung für den Filmtitel N - The Madness of Reason brachte uns die Recherche zu Raymond Borremans. Er arbeitete an einer Enzyklopädie über das französische Westafrika und kam bis zum Buchstaben N, dann verstarb er. In Frankreich 1906 geboren, bereiste er als Musiker ab 1929 west- und äquatorialafrikanische Länder. Später gab er diese Tätigkeit auf und zog mit einem mobilen Kino durch das französische Westafrika. Regisseur Peter Krüger macht sich auf eine poetische Reise durch das Afrika der Gegenwart und verbindet sie mit den Fragestellungen Borremans. Wie verbindet sich die Vergangenheit mit der Gegenwart und gibt es überhaupt Möglichkeiten, dies linear als verschriftlichte Geschichte abzubilden? Mythen und Religionen wirken auf das Leben der Menschen als Individuen und Gemeinschaft ein, doch was wird Realität? Wie unausweichlich ist Vertrauen? Der Film folgt den Spuren Borremans in das heutige Leben der Elfenbeinküste, geht aber auch über diese Spuren hinaus.

Türkei im Regen
    In unserem zweiten Film, Kumun tadi | Seaburners, stellte sich die Regisseurin Melisa Önel freundlicherweise am späten Abend noch den Fragen des Publikums. Sie hatte absichtlich die raue türkische Schwarzmeerküste als Setting gewählt. Und trotzdem kamen wir uns als Zuschauer manchmal vor wie auf Island, es regnete, der Himmel war düster bewölkt und Nebel zog durch die grau-feuchte Landschaft. Zwei haben sich gefunden, jedoch leben sie ein gänzlich verschiedenes Leben. Die ältere Frau, dargestellt von der kroatischen Schauspielerin Mira Furlan, ist eine englische Akademikerin. Ihr jüngerer türkischer Liebhaber ist Kohlenausfahrer und Menschenschmuggler. Sie treffen sich an dieser düsteren Ecke am Schwarzen Meer, lieben sich, geben sich etwas und wissen nicht viel voneinander. Sie wollte zeigen, wie Hierarchien nach unten weiterwirken, sagte uns die Regisseurin. Obwohl die Verletzbarkeit der Gefühle erkennbar ist, oder vielleicht genau deshalb, wird nach unten getreten. Trotzdem bleibt der Film für uns auch eine kleine, zarte, Liebesgeschichte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen