Donnerstag, 13. Februar 2014

Donnerstag, 13.2. ... in die slowakische und tschechische Republik mit Lebensgeschichten aus der Tschechoslowakei und dann zu Waisen nach Kasachstan

Entrance Cinema Arsenal by Lilly Flowers
Tschechoslowakei damals - Slowakische/Tschechische Republik heute
   Als wir heute wieder mal über den Arsenal-Eingang rüber zum Cinestar eilten und dem tollen Kaffeegeruch von den Prinzessinnengärten noch wehmütig nachschnüffelten, ahnten wir noch nicht, dass wir auf solch einen munteren und witzigen Film treffen würden. Zamatoví teroristi | Velvet Terrorists ist eine Dokumentation mit Spielfilmelementen, bei dem leider auch drei Birken dran glauben mussten. „Every tree has a timeline“ antwortete Regisseur Peter Kerekes (einer von Dreien) auf die Frage einer Zuschauerin, ob denn „nature was harmed“. Die drei porträtierten Männern saßen als Terroristen in der Tschechoslowakei mehrere Jahre im Gefängnis. Ihr heutiges Leben begleitend, erzählen und zeigen die Männer, was ihre Vergangenheit war, warum sie als Terroristen verurteilt wurden und wie dies ihre Gegenwart bestimmt. Fünf Jahre Drehzeit, bei dem der Kameramann die drei Regisseure tatkräftig unterstützte und uns diese sonnigen Bilder schenkte, sind genauso Teil des Filmsflairs, wie die Frauen um die Protagonisten. Beispielsweise unterrichtet Vladimír eine junge Frau in ungewöhnlicher Weise in Selbstverteidigung, da sie sich gegen Neo-Nazis verteidigen können will. Stano sucht eine Freundin, früher hat er bei Liebeskummer einen Baum in die Luft gejagt. Trotz der abgeklärten Ironie bleibt der Blick auf die Mitwirkenden immer liebevoll.

Kasachstan - als Waise im Patriarchat
   In unserem Spielfilm aus Kasachstan wird die Situation von Waisen thematisiert. Regisseurin Zhanna Issabayeva kam dazu über eine Zeitungsmitteilung, die darüber informierte, dass Waisen mit ihrem 18. Geburtstag das Recht bekommen, Namen und Adresse von ihrer Mutter und ihrem Vater zu erfahren. Dina Tukubayeva, die selbst als Waise aufgewachsen ist, spielt die achtzehnjährige und titelgebende Nagima erschreckend hingebungsvoll. Sie ist mit der Waisen Anya wie eine Schwester aufgewachsen, doch sonst hat den beiden das Leben nichts gegeben. Sie haben keine Papiere und kaum Geld für die Miete ihres schäbigen Zuhauses. Etwas Essen bringt Nagima durch ihren Hilfsjob in einer Küche mit heim. Als Anya an ihrer Schwangerschaft stirbt, ist Nagima ganz allein. Sich ungeliebt und trostlos einsam fühlend, will sie ihre Mutter kennenlernen, um durch sie einen Grund für ihr Leben zu bekommen. Doch ihre Mutter wirft sie raus und gibt ihr mit auf den Weg, dass sie wünschte, sie wäre tot. Nun völlig sprachlos, will sie das Baby von Anya adoptieren, damit dieses nicht als Waisenkind aufwachsen muss und sie jemand zum Lieben hat. Doch einer Frau ohne Geld, Job und Papieren wird keine Adoption erlaubt. Deshalb klaut sie das Baby und versucht sich als Mutter. Sie stellt schnell fest, dass sie nicht die Fähigkeiten dafür hat. Um dem Baby das Schicksal eines Waisenkindes zu ersparen, wirft sie es schweren Herzens in den Abgrund.
   Dies zeichnet kein angenehmes Bild von weiblichen Lebensmöglichkeiten in Kasachstan. Auf die Frage, wie es denn für Frauen in der kasachischen Filmindustrie aussehe, antwortete die Regisseurin, dass Filme machen als Männersache angesehen wird, Frauen erhalten keine Unterstützung, sondern Ignoranz. Deshalb habe sie diesen Film auch allein finanziert und in nur elf Tagen mit zwölf Laiendarstellern gedreht. Diese schwierigen Bedingungen sieht man der Qualität des Films nicht an.
   Ab  morgen gehts zum Endspurt, nur noch ein Wochenende Berlinale mit durchaus guten Filmen in dunklen Sälen und interessierten Menschen. Leider finden gegen Ende des Festivals weniger Publikumsgespräche statt, das "Herz der Berlinale" für uns.
   


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