Samstag, 8. Februar 2014

Freitag 7.2....Japan im Bürgerkrieg

Wood by Lilly Flowers




Im frühen 16. Jahrhundert befand sich Japan in einem Bürgerkrieg, dessen erschreckende Auswirkungen auf die um ihr karges Leben rennende Landbevölkerung Kenji Mizoguchi in seinem Film Ugetsu monogatar als Hintergrund nimmt. Der Töpfer Genjuro möchte mit seinen Waren auf dem Markt in der Stadt genug Geld verdienen, damit seine Frau, sein Sohn und er ihr spärliches Familienglück leben können. Doch sein Schwager Tobei will nicht den Vorstellungen seiner Frau folgen und Ackerbau betreiben, sondern als Samurei in den Krieg ziehen. Deshalb will auch er mit den Töpferwaren von Genjuro Geld verdienen. Und zuerst machen die in der Stadt angekommenen Männer vermeintlich ihr Glück. Doch die im Land wütenden Kriegsparteien reißen das Leben der beiden Paare auseinander. Der schusselige Tobei kann durch Zufall den Kopf eines mächtigen Generals ergattern und wird deshalb in den Stand des Samurei erhoben. Als er mit seinen Kriegern in einem Bordell absteigt, trifft er auf seine Frau. Nachdem er sie allein gelassen hatte, war diese von Soldaten vergewaltigt worden und dadurch notgedrungen in das Prostitutionsgeschäft eingestiegen. Der Töpfer Genjuro lernt auf dem Markt eine reiche, schöne, junge Frau kennen und kann sich ihrer Anziehungskraft nicht entziehen. Er heiratet sie und verbringt eine sorgenlose Zeit auf ihrem Anwesen, samt Bediensteten. Durch Zufall erfährt er, dass diese Frau ein Gespenst ist und ihn verhext hat, da sie in ihrem früheren Leben keine Liebe erfahren hatte. Als er sich von ihrem Zauber lösen kann, findet er sich in den Ruinen ihres Hauses wieder. Soldaten überfallen ihn, glauben kein Wort seiner Geschichte und rauben ihn aus. Benommen von seiner Tat macht er sich auf den Weg nach Hause in sein Dorf. Seine Frau und sein Junge warten auf ihn, glücklich schlafen sie zusammen ein. Doch als am nächsten Morgen der Bürgermeister an die Tür pocht, erkennt Genjuro langsam die Wahrheit. Diese glückliche Nacht hat ihm ein Gespenst beschert. Denn seine Frau ist tot, sie wurde von umherstreifenden Soldaten umgebracht, als sie ein bisschen Essen für ihr Kind verteidigte.
   Regisseur Kenji Mizoguchi war es in seinem Filmschaffen ein Anliegen, das Leben von Frauen zu thematisieren. Er selbst wuchs in großer Armut auf, die ältere Schwester wurde als Geisha verkauft, seine Mutter vom Vater misshandelt. Seine ersten Filme drehte er in Armenvierteln, danach wandte er sich mehr der Situation von Frauen zu, wie in dem Film Taki no shiraito - Die weißen Fäden des Wasserfalls. Nach dem 2. Weltkrieg, während dem er bereits auf Druck der Regierung auf die Filmindustrie auf historische Themen ausgewichen war, behielt er häufig den geschichtlichen Aspekt bei und verband ihn mit Frauenschicksalen, wie in Kenji Mizoguchi von 1953.
    Das Drehbuch adaptierten Yoshikata Yoda und Matsutaro Kawaguchi aus einer Sammlung von Geister- und Kriminalgeschichten des japanischen Schriftstellers Ueda Akinari (1734-1809), dessen Mutter Prostituierte war.
   Die langen und ruhigen Kamerafahrten lassen viel Raum für die darin spielenden Figuren und das unerschöpfliche Grau der Bilder. Es wäre zu einfach, diesen Film als Schwarz-Weiß-Film anzupreisen. Die Kraft seiner Darbietungen schöpft er auch aus den Schatten, den Unklarheiten zwischen dunkel und hell, die das Leben bestimmen. Wir hätten gerne jedes einzelne Bild des Filmes länger angeschaut, um zu erkennen, wo wir sind. Eine ausverkaufte Vorstellung zu später Stunde am zweiten Tag der Berlinale - danke für diesen atemraubenden Film.

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