Mittwoch, 12. Februar 2014

Dienstag, 11.2. ... zwischen kurdischen und türkischen Landschaften, kein Zuhause mehr in Singapore und die Befreiung der Konzentrationslager von den Nazis

Generation Screening by Lilly Flowers
Türkisch, Kurdisch, Weltisch
    Zusammen mit ein paar Schulklassen und einem ganzen Schwung Erwachsener waren wir heute früh in dem kurdisch-türkischen Generationen-Film Were Dengê Min | Folge meiner Stimme. Gewaltige Landschaftsbilder genießen wir in diesem besonderen Roadmovie, durch den eine Großmutter zu Fuß mit ihrer Enkelin zieht. Sie versuchen vieles, um an ein Gewehr zu kommen. Denn der Vater und Sohn wurde zusammen mit den anderen Männern aus dem Dorf ins Gefängnis geworfen. Sie werden nur gegen die Aushändigung der versteckten Gewehre wieder frei gelassen. Oma gräbt das alte Gewehr ihres Vaters aus, doch die Soldaten lachen sie aus und schicken sie gedemütigt wieder zurück. Die Tochter sammelt alle Spielzeuggewehre ein, bis ihr gesagt wird, dass diese nicht zählen. Doch woher richtige Waffen nehmen, wenn man keine hat? Deshalb machen sich die beiden auf den Weg, um eine Pistole zu finden. Wir folgen den beiden und lernen dadurch die Menschen dieser Gegend kennen. Beim Q&A fragte eine Junge, ob dieser Film vor hundert Jahren spiele. Der Regisseur Hüseyin Karabey antwortete, das sei ein sehr gute Frage, denn der Inhalt der Geschichte sei tatsächlich schon sehr lange wahr, der Film selbst würde jedoch in der Gegenwart spielen. Er erhoffe sich jedoch durch die junge Generation, die solche Fragen stelle, eine Besserung der politischen Lage.

Singaporer im Exil
    Die Singaporer Künstlerin und Regisseurin Tan Pin Pin präsentierte uns heute Nachmittag ihren Dokumentarfilm To Singapore, With Love. Sie hat politische Exilanten befragt, die aufgrund ihrer engagierten kommunistischen Kämpfe für Demokratie und gegen Kolonialismus vor mehreren Jahrzehnten den Stadtstaat verlassen mussten. Bis heute dürfen sie nicht zurück kehren und dennoch ist ihr Lebenswunsch immer noch dieser Rückkehr in ihre Heimat und zu ihren Familien. Die in Singapur lebende und arbeitende Künstlerin erklärte uns im Publikumsgespräch, dass sie nicht wisse, wie der Film dort aufgenommen würde. Sie fürchte sich aber nicht vor Anfeindungen und würde ihn auch gerne mal in Singapur zeigen. Ihre Intention, den Film zu machen, sei es auch gewesen, ein Stück Geschichte zu erhalten.

Konzentrationslager in Deutschland
    Heute Abend waren wir in der vom Imperial War Museum (IWM) in London rekonstruierten Dokumentation German Concentration Camps Factual Survey. Britische, russische und amerikanische Kamerateams dokumentierten in den Jahre 1944 und 1945 die Gräueltaten in den Konzentrationslagern der Nazis. Es sollte ein Film entstehen, der die Deutschen mit ihrer Schuld konfrontierte. Die Alliierten entschieden sich dann jedoch gegen die Fertigstellung des Films. Gründe waren die Ansicht, dass über verschiedene Medien bereits viel Wissen über diese Gräueltaten verbreitet worden war und die Orientierung darauf, das Leben in Deutschland in funktionierende Bahnen zu lenken. Die Alliierten wollten die Nazis nicht mit Hilfsaktionen im folgenden Winter unterstützen müssen. Gleichzeitig gab es bei den Alliierten aufgrund des Krieges nicht die geplanten Kapazitäten, die Dokumentation zeitnah fertig zu stellen. Ob diese Entscheidung richtig war oder nicht, wie lässt sich das heute noch diskutieren? Die Wissenschaftler vom IWM planen, den Film in einer begleitenden Form öffentlich zu machen.

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