Dienstag, 11. Februar 2014

Montag, 10.2. ... schwarzweiße Beziehungskisten in den USA, Jugendliche in geheimer Mission rund um Kopenhagen und erwachsen werden im Norden Schwedens

Inside Cinema by Lilly Flowers

    Die Retrospektive hat uns heute früh in ein Doppelprogramm gelockt. In unseren ersten beiden Filmen aus den USA - von 1915 The Cheat von Cecil B. DeMille und aus dem Jahr 1914 The Typhoon von Reginald Barker - muss der erste japanische Hollywood-Star Sessue Hayakawa jeweils mit seiner Leidenschaft für eine Frau kämpfen. Das Setting stellt uns gut situierte Männern vor, die durch die Unwägbarkeiten ihrer Beziehungen in Bedrängnis geraten. In Die Schwindlerin reizt die geldausgebende Lebefrau ihren Verehrer so weit, dass er sie zu einer Affäre erpressen will. Den Schuss auf ihn nimmt der ihr alles vergebende Ehemann auf sich, sie rettet ihn jedoch in einer flammenden Rede vor Gericht. So bleibt der japanische Geschäftsmann als hartherziger Bösewicht zurück. Irritiert hat uns die harte Zeichnung einer vorgeblichen japanischen Kultur. Diese negative Zuordnung wurde 1918 an Birma weitergegeben, da nach Protesten aus Japan der Film als Elfenbeinkönig aus Birma ausgewiesen wurde.
    Im nachfolgenden Film Der Taifun führt uns die amerikanische Produktion nach Paris. Dort spielt Sessue Hayakawa den japanischen Diplomaten und Spion Tokorama. Als er seine Geliebte in einem Anfall von Eifersucht ermordet, wird sein Status geschützt und ein untergebener nimmt die Tat auf sich.
    Danach saßen wir im Haus der Kulturen mit einer überwältigend angenehmen Anzahl von Kindern und Jugendlichen in dem zu Herzen gehenden Generationenfilm Die geheime Mission. Karl muss mit seiner Mutter von Jütland nach Kopenhagen ziehen. In seiner neuen Schule eckt er durch seinen Dialekt als Landei bei seinen multikulturell geprägten MitschülerInnen an, die sich in der Großstadt zuhause fühlen. Auch das Mädchen Sawsan sieht sich als Außenseiterin, da sie sich mit ihren türkischen Familienwurzeln nicht im Reinen fühlt. Ihre Liebe zur Musik bringt die beiden zusammen und Karl unterstützt Swasan dabei, bei einem Talentwettbewerb im Fernsehen aufzutreten. Der Weg dorthin ist mühsam und witzig und bringt viele kulturelle Vorurteile ironisch ins Wanken. Wir haben viel gelacht und geweint - schade, dass der Film nur im Jugendprogramm laufen wird.
    In den wilden Zeiten der Jugend denkt der Mensch darüber nach, wie sein Leben sein soll und wo er damit hin will. Diese Gedanken waren eine Motivation der Lehrerin und Regisseurin Sofia Norlin, den Film Ömheten | Broken Hill Blues zu drehen. Kiruna, eine Stadt in Nordschweden ist der Mittelpunkt des Film und des Lebens der Protagonisten. Es ist eine kalte Gegend, in der die Sonne sich im Winter nicht lange blicken lässt und im Sommer nicht verschwindet. Dazu kommt der Erzabbau, der mit gut bezahlten Jobs lockt und doch die Erde immer wieder erzittern lässt. Markus ist fast erwachsen und eckt überall an. Die Familie ist nicht mehr wirklich sein Zuhause, die Schule wirft ihn raus. Er will auch nicht unter die Erde, der einzige Job, der ihm ein gutes und strukturiertes Leben geben würde. Wir sehen die weite grüne Natur, durch die er streift, doch nichts bringt ihm die Erlösung in ein ideales Leben. Schweigsam und aggressiv streift er durch die Gegend. Er ängstigt uns, wir haben aber auch Angst um ihn. Wir hoffen, dass er sich in die Welt der Erwachsenen einsortiert und gruseln uns gleichzeitig vor den angepassten Erwachsenen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen