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Heute
hatten wir wieder ein Kurzfilmprogramm, dass uns gleich vier Länder
in einer Vorführung brachte. Bühne zeigt in einer
Einstellung eben jene Bühne, die Haupthalle für Sport und Kultur in
Varne, bei der Veränderung. Langsam senken sich die Sitzreihen, eine
Bühne erscheint. Schön und meditativ anzuschauen, bemerkten wir den
lärmenden Sound erst als der Film zu Ende war und wieder Ruhe
herrschte.
Ähnlich
ging es bei Remanence I / Lost, Lost, Lost, Lost weiter. Der
Sound war noch intensiver und brummte und zischte mit Bildern, die
wie Stromunterbrechungen wirkten und doch aus einer entmagnetisierten
VHS-Kopie von Jonas Mekas Film Lost, Lost Lost genommen wurden.
In
Never tat es uns dann doch leid, dass die ganzen Büsche und
Pflanzen ausgehakt wurden, um sichtbar weiße Farbe auf die Steine zu sprühen.
Für die Dorfbewohner nahe des albanischen Bergs Shpirag war es
jedoch wohl wichtig, aus dem früher dort prangenden Namen des
albanischen Diktators ein Never zu machen. Was wir auch verstehen
können.
Und
jetzt der Film zum Foto. Auf Kuba entwickelten sich aufgrund
des Wohnraummangels die titelgebenden Microbrigades - Variations
of a Story. Da der Staat die Wohnungsnot nicht selbständig
beheben konnte, wurde Fabrikarbeitern der Wohnungsbau beigebracht. So
verbrachten sie einen Teil ihrer Arbeitszeit mit dem Bau ihrer
Wohnungen. Mit Archivmaterial, Interviews und Bildern sahen wir
Stadtteilplanungen und Häuser, die vom Konzept her an Brasilia oder
Marzahn erinnern, jedoch um einiges bewohnerfreundlicher wirken.
In
unserem nächsten Film waren wir wieder mal im Haus der Kulturen der
Welt und sahen mit vielen Jugendlichen Um Fim Do Mundo / The End
of the World im Generation 14plus-Programm. Zu recht wurde nach
dem Film der Regisseur gefragt, wie er zu dieser eigenartigen
Titelgebung kommt. Wir verstanden schon, das er mit der englischen
Übersetzung nicht so glücklich war und würden nach seinen Aussagen
nun mal frei den Titel ins Deutsche als „Am Arsch der Welt“
übersetzen. Jugendliche leben in einer Siedlung so vor sich hin, es
sind Ferien, sie gehen in die Disko und an den Strand. Doch den
Strand am Hafen in ihrer Stadt Setubal, 50 km südlich von Lissabon,
in dessen Teil Boa Vista sie leben - Boa Vista heißt „Schöner
Ausblick“ - würde kein portugiesisches Tourismusbüro in seinen
Katalog aufnehmen. Die vier Jugendlichen, die nun auch mit dem
Regisseur und der Produktionscrew vor uns auf der Bühne stehen,
versuchen, Spaß zu haben. Die Mädchen unterhalten sich über die
Jungs und die Jungs albern herum. Woher diese Ziellosigkeit des
Filminhalts kommt, wird von einer Jugendlichen aus dem Publikum
gefragt. Sie sagen uns, sie spielen im Film einen Teil ihres Lebens.
Der Film ist aus einem dreiteiligen Projekt zu diesem Stadtteil
entstanden, ergänzt uns der Regisseur Pedro Pinho. Obwohl wir nicht
mehr zu dem Kreis der Jugendlichen gehören, konnten wir uns mit diesen
sich drehenden und wendenden Schwarzweißbilder gut in dieses
Lebensgefühl einschwingen.
Danach
ging es mit der Dokumentation ...Moddhikhane Char / Char... The No
Man's Land in das Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesch.
Der Grenzfluss ändert immer wieder seinen Lauf, frisst Dörfer und
gebiert Inseln. Regisseur Sourav Sarangi fängt eine kurze Zeitspanne
im Leben von Rubel ein, der sich und seine Familie dort, wie viele
andere auch, mit Schmuggel über Wasser hält. In langen Aufnahmen,
die uns die Veränderungen der Landschaft und die Anpassungsleistung
der Bewohnerinnen zeigt, steigen wir langsam in dieses Wasserleben
mit ein.
Und
dann, was hatten wir einen schönen Abschluss des Abends mit dem japanischen
Alpenwestern Shito no densetsu / A Legend or was it ? Es wurde gelogen und geschossen, wie es leider noch nie
in den Allgäuer Alpen verfilmt wurde. Wobei wir nicht sagen würden,
dass dies dort nicht auch fast genauso passieren könntewürde. Das Ende des
zweiten Weltkriegs naht für Japan, die Menschen sind kriegsmüde und
verkraften doch nicht, dass sie „verlieren“. Und dann ist da noch
dieser unsympathische verliebte Bürgermeistersohn, der die Zurückweisung seiner
Heiratsanfrage in einen Rachefeldzug verwandelt. Regisseur Keisuke
Kinoshita hat uns in diesen 1963 entstanden Schwarzweißfilm eine
Botschaft eingewebt, die so ähnlich schwingt wie: die Menschen sind
nicht so, die Umstände sind es, die sie so sein lassen.
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