Mittwoch, 13. Februar 2013

Dienstag..Tag 5..Bulgarien, Kanada, Albanien, Kuba, Portugal, Japan


     Heute hatten wir wieder ein Kurzfilmprogramm, dass uns gleich vier Länder in einer Vorführung brachte. Bühne zeigt in einer Einstellung eben jene Bühne, die Haupthalle für Sport und Kultur in Varne, bei der Veränderung. Langsam senken sich die Sitzreihen, eine Bühne erscheint. Schön und meditativ anzuschauen, bemerkten wir den lärmenden Sound erst als der Film zu Ende war und wieder Ruhe herrschte.

     Ähnlich ging es bei Remanence I / Lost, Lost, Lost, Lost weiter. Der Sound war noch intensiver und brummte und zischte mit Bildern, die wie Stromunterbrechungen wirkten und doch aus einer entmagnetisierten VHS-Kopie von Jonas Mekas Film Lost, Lost Lost genommen wurden.

     In Never tat es uns dann doch leid, dass die ganzen Büsche und Pflanzen ausgehakt wurden, um sichtbar weiße Farbe auf die Steine zu sprühen. Für die Dorfbewohner nahe des albanischen Bergs Shpirag war es jedoch wohl wichtig, aus dem früher dort prangenden Namen des albanischen Diktators ein Never zu machen. Was wir auch verstehen können.

     Und jetzt der Film zum Foto. Auf Kuba entwickelten sich aufgrund des Wohnraummangels die titelgebenden Microbrigades - Variations of a Story. Da der Staat die Wohnungsnot nicht selbständig beheben konnte, wurde Fabrikarbeitern der Wohnungsbau beigebracht. So verbrachten sie einen Teil ihrer Arbeitszeit mit dem Bau ihrer Wohnungen. Mit Archivmaterial, Interviews und Bildern sahen wir Stadtteilplanungen und Häuser, die vom Konzept her an Brasilia oder Marzahn erinnern, jedoch um einiges bewohnerfreundlicher wirken.

     In unserem nächsten Film waren wir wieder mal im Haus der Kulturen der Welt und sahen mit vielen Jugendlichen Um Fim Do Mundo / The End of the World im Generation 14plus-Programm. Zu recht wurde nach dem Film der Regisseur gefragt, wie er zu dieser eigenartigen Titelgebung kommt. Wir verstanden schon, das er mit der englischen Übersetzung nicht so glücklich war und würden nach seinen Aussagen nun mal frei den Titel ins Deutsche als „Am Arsch der Welt“ übersetzen. Jugendliche leben in einer Siedlung so vor sich hin, es sind Ferien, sie gehen in die Disko und an den Strand. Doch den Strand am Hafen in ihrer Stadt Setubal, 50 km südlich von Lissabon, in dessen Teil Boa Vista sie leben - Boa Vista heißt „Schöner Ausblick“ - würde kein portugiesisches Tourismusbüro in seinen Katalog aufnehmen. Die vier Jugendlichen, die nun auch mit dem Regisseur und der Produktionscrew vor uns auf der Bühne stehen, versuchen, Spaß zu haben. Die Mädchen unterhalten sich über die Jungs und die Jungs albern herum. Woher diese Ziellosigkeit des Filminhalts kommt, wird von einer Jugendlichen aus dem Publikum gefragt. Sie sagen uns, sie spielen im Film einen Teil ihres Lebens. Der Film ist aus einem dreiteiligen Projekt zu diesem Stadtteil entstanden, ergänzt uns der Regisseur Pedro Pinho. Obwohl wir nicht mehr zu dem Kreis der Jugendlichen gehören, konnten wir uns mit diesen sich drehenden und wendenden Schwarzweißbilder gut in dieses Lebensgefühl einschwingen.

     Danach ging es mit der Dokumentation ...Moddhikhane Char / Char... The No Man's Land in das Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesch. Der Grenzfluss ändert immer wieder seinen Lauf, frisst Dörfer und gebiert Inseln. Regisseur Sourav Sarangi fängt eine kurze Zeitspanne im Leben von Rubel ein, der sich und seine Familie dort, wie viele andere auch, mit Schmuggel über Wasser hält. In langen Aufnahmen, die uns die Veränderungen der Landschaft und die Anpassungsleistung der Bewohnerinnen zeigt, steigen wir langsam in dieses Wasserleben mit ein.

     Und dann, was hatten wir einen schönen Abschluss des Abends mit dem japanischen Alpenwestern Shito no densetsu / A Legend or was it ? Es wurde gelogen und geschossen, wie es leider noch nie in den Allgäuer Alpen verfilmt wurde. Wobei wir nicht sagen würden, dass dies dort nicht auch fast genauso passieren könntewürde. Das Ende des zweiten Weltkriegs naht für Japan, die Menschen sind kriegsmüde und verkraften doch nicht, dass sie „verlieren“. Und dann ist da noch dieser unsympathische verliebte Bürgermeistersohn, der die Zurückweisung seiner Heiratsanfrage in einen Rachefeldzug verwandelt. Regisseur Keisuke Kinoshita hat uns in diesen 1963 entstanden Schwarzweißfilm eine Botschaft eingewebt, die so ähnlich schwingt wie: die Menschen sind nicht so, die Umstände sind es, die sie so sein lassen.

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