Mittwoch, 22. Februar 2012

Unser Tag "Sieben": Jordanien/Amman und Sankt Petersburg/Leningrad

Image by Lilly Blume
Das Leben eines Taxifahrers in Amman, der Hauptstadt Jordaniens, ist Thema des Films Al Juma Al Akheira des Regisseurs Yahya Alabdallah. Da das Taxi öfters kaputt ist als fahrtüchtig, lernen wir das Leben des Mannes außerhalb seines Berufs kennen. Eigentlich ist er kein Taxifahrer, sondern ein begnadeter Autoverkäufer. Doch sein launischer Chef hat ihn aus verletztem Stolz degradiert. Gesellschaftlich ist er auch degradiert, aus der Mittelschicht gefallen, denn seit seiner Scheidung fehlt es ihm an Geld. Und dadurch fehlt es ihm auch an den früheren Freunden, wie uns im Publikumsgespräch der Regisseur nach dem Film erzählt. Familienväter haben sich in Jordanien um die finanzielle Lage von Frau und Kindern zu kümemrn. Deshalb hat unser Taxifahrer seiner geschiedenen Frau auch ein Appartement gekauft, wo diese nun mit ihrem neuen Mann und Kind wohnt. Der Sohn aus ihrer gemeinsamen Ehe wohnt noch in der kleinen Mietswohnung mit dem Vater. Doch hier krieselt es gewaltig. Dem Jugendlichen fällt das Reden schwer und die geschiedenen Eltern bleiben in ihrem Problemknäuel kleben und vergessen das Zuhören. Es gibt ein vom Vater gefülltes Sparbuch für ein zukünftiges Universitätsstudium des Jungen, dass den gesellschaftlichen Druck auf Vater und Sohn noch einmal verstärkt. Der Film zeigt auch den Weg eines Mannes zu einer Hodenoperation und der Regisseur erklärt uns, dass er mit dem Film die Männlichkeitsvorstellungen in Jordanien porträtieren wollte. Trotz dieser traurigen Wahrheit kann man diesen wortkargen Film gleichzeitig auch als romantische Tragikkomödie genießen.

Der Bauernhof ernährt die große Anzahl der Kinder nicht, so geht ein Sohn in die Stadt, um Arbeit zu finden. Schon mehrere aus seinem Dorf sind dort gelandet, diese Beziehungen sollen ihm helfen in einer Fabrik unterzukommen. Doch Arbeit ist rar am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Sankt Petersburg, das von 1914 bis 1924 dann Petrograd heißt und von 1924 bis 1991 den Namen Leningrad trägt - der Film heißt dementsprechend Konez Sankt-Peterburga (Das Ende von Sankt Petersburg). Unser junger Iwan wird aus Unwissenheit zum Streikbrecher, schlägt sich dann aber auf die Seite der Arbeiter und kommt dafür ins Gefängnis. Als Zwangsfreiwilliger wird er als Soldat entlassen und in den ersten Weltkrieg geschickt. Bilder von vielen Toten in überschwemmten Schützengräben zeigen uns die Grässlichkeiten von Krieg. Im kuschligen Kino sitzend dreht es uns fast den Magen um, denn wir wissen, dass Krieg heute, wie damals und auch in Zukunft, nicht weniger grausam sein wird. Endlich wendet sich die ausgebeutete Mehrheit gegen die unterdrückende Minderheit, Iwan wird zum Revolutionär und stürmt als Bolschewik mit zum Winterpalast. Im Jahr 1927 entstanden, ist dies einer der Jubiläumsfilme zum zehnten Jahrestag der Oktoberrevolution. Aber auch da war dann schnell der Wurm drin.

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