Freitag, 17. Februar 2012

Unser Tag "Fünf": Brasilien, Kambodscha und Vietnam

Image by Lilly Blume
Eines unserer Bezugsgegenden war heute wieder auf unserem Filmplan: Brasilien. Die brasilianische Filmindustrie kann sich auf reiche inländische Geldgeber stützen, die als Wohltäter im Kulturbereich ihr schlechtes Image aufpolieren wollen. Kaum ein Abspann eines größeren brasilianischen Filmes kommt ohne Unterstützung und die lobende Erwähnung von Petrobras aus, einer der größten Ölfirmen weltweit. Bei unserem heutigen Film Xingu war nun im Vorspann und Abspann "Rede Globo" vertreten, die weltweit drittgrößte Mediengruppe. Ein glänzend-glatter Abenteuerfilm mit voyeuristisch-exotischen Bildern zu einem spannenden Thema, das auch viel dreckiger hätte gedreht werden können. Die Brüder Orlando, Claudio und Leonardo Villas-Bôas treffen bei der Erschließung des brasilianischen Urwalds in den vierziger Jahren auf die Xingu-Indianer. Ein wunderbarer Moment wird uns gezeigt, als sich "die Fremden" gegenseitig betrachten, ihre Angst überwinden und neugierig aufeinander zugehen. So werden diese Menschen aus unterschiedlichen sozialen Systemen Freunde und die Gebrüder Villas-Bôas kämpfen für die Einrichtung des Xingu-Nationalparks mit der Größe von Belgien. Die schönen Bilder haben uns viel von der Traurigkeit um die vielen Toten und politischen Machtgebaren genommen, irgendwie schade.

Danach gehen wir mit dem kambodschanischen Dokumentarfilm Le sommeil d'dor auf die Suche der Reste einer zerstörten Filmgeschichte. Regisseur Davy Chou hat sich der Recherce nach den fast 400 Filmen, die in Kambodscha zwischen 1960 und 1975 entstanden, angenommen. Davon haben das Regime der Roten Khmer nur 30 Filme überstanden. Die Filme, wie die Filmschaffenden, passten als Intellektuelle nicht in die Ideologie der Mächtigen, viele Künstler wurden getötet. Erstaunlicherweise überdauerten Lieder aus den vernichteten Filmen, leben heute auf youtube weiter und helfen, sich den Inhalten der vernichteten Filme zu erinnern. Bei seiner Suche trifft Chou auf Beteiligte der damaligen Filmproduktionen, die überlebt haben und ihm und uns ihre Geschichte einer vergessenen Zeit von Kambodscha erzählen. Interessant dabei sind auch die persönlichen Geschichten, wie die Befragten das Regime der Roten Khmer überlebt haben.

Der vietnamesische Film Hot boy noi loan - cau chuyen vie thang cuoi, co gai diem va con viet bringt uns mit viel Emotionen und einfühlsamem Witz in ein Bad von Gefühlen zwischen schwulen Lebensmöglichkeiten in der großen Stadt, Prostitution, Streit um Geld und der Suche nach Nähe. Ein temporeicher Film mit farbsatten Bildern und kuriosen Wendungen. Regisseur Vu Ngoc Dang erzählt im Q+A, dass noch vor zwei Jahren dieser Film aufgrund der vietnamesischen Zensur nicht möglich gewesen wäre. Ein fesselnder Film mit guten Schauspielern, schnellen Gefühlen und einer Gans. Auch der Schnitt des Films beeindruckt uns, keine Szene ist zu lang und trotzdem wirkt der Film nicht hektisch. Die langen Szenen sind auch gerade richtig, um die Anspannung der Figuren zu spüren und unser eigenes Unwohlsein durch ein Zurechtrutschen im Kinosessel auszudrücken. Ein wirklich gelungenes Zusammenspiel von Form und Inhalt, finden wir.

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