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Image by Betty Schnee |
Wilaya bedeutet "Region", erklärte uns ein auch im Kino sitzender Bekannter, der schon ein paar Mal an den Orten war, die wir in dem so benannten Film nun sehen durften. Gemeint ist damit die Region Westsahara, ein ehemals von der spanischen Kolonialmacht besetztes Land, das nach deren Abzug größtenteils von Marokko annektiert wurde. Zurück blieb ein schmales Stück karger Steinwüste, dass heute von der Befreiungsbewegung Polisario kontrolliert wird. Die dort lebenden Sauhris verteilen sich auf vier große Flüchtlingslager, ein fünftes wird gerade gebaut, sie warten immer noch auf ihre völkerrechtliche Anerkennung. Aus dieser politischen Geschichte schält Regisseur Pedro Pérez Rosado das Leben einer jungen Frau heraus, deren Eltern sie aus dieser Zukunftslosigkeit heraus zu Pflegeeltern nach Spanien gegeben hatten. Als ihre leibliche Mutter stirbt, besucht sie pflichtbewußt ihren Bruder und ihre gehbehinderte Schwester. Diese wohnen, wie die meisten anderen Sauhris auch, in Zelten und ihr größter Wunsch ist ein gasbetriebener Kühlschrank, denn Strom gibt es dort nicht. Die Nahrungsmitteln kommen von internationalen Hilfsorganisationen. Als unverschleierte und europäisch gekleidete Frau fällt sie auf, doch die LagerbewohnerInnen können das zuordnen. Sie möchte schnell wieder zurück in ihr Leben in Spanien, doch ihr Bruder will, dass sie bleibt und sich um die Schwester kümmert. Die im Film gezeigten Menschen schaffen es, sich in diesem Nichts mit Aussicht auf ein Leben im Wartestatus, eine Struktur zu geben. Diese schwere Lebensgeschichte, erzählt ohne falsche Dramatik, zeigt Menschen, die wegen staatlichem Nationalgebaren zu Hundertausenden ihr Leben in einer öden Wüste verbringen müssen. Die symphatischen Darsteller sind von diesem Ort in der Sahara und spielen uns ihre, eigentlich unglaubliche, Situation vor.
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