Sonntag, 15. Februar 2015

Samstag: eine Zwölfjährige in Kabul, ein Mädchen in Guatemala, zwei Teenager in Japan, In the Middle auf Hawaii

HKW by Lilly Flowers
       Heute war für uns der Tag der Generation, die auch immer die unweigerlich damit verbundene Erwachsenenwelt reflektierte. 
       Zuerst sind wir mit "Mina Walking" auf den Straßen Kabuls, durch die sich Mina bewegt zwischen dem für sie wichtigen Schulgang und der Organisation ihres restlichen Familienlebens. Das besteht aus ihrem dementen Großvater und ihrem sich in Drogen verlorenen aggressiven Vater. Statt umsorgt zu werden und sich durch den Schulbesuch ein besser Leben als Mädchen zu erarbeiten, muss sie als Straßenverkäuferin in der männlich dominierten Öffentlichkeit das Geld für ihre beiden Familienmitglieder zusammen bekommen, einkaufen, kochen, waschen und putzen. Ihr Schulbesuch wird dabei immer weiter zum Luxus. Doch stark kämpft sie gegen das einschränkende Leben an, lässt sich nichts gefallen und kommt doch aus der patriarchalen Umzingelung nicht heraus.
       Das größte Haus der Welt, "La casa más grande del mundo", ist für das Maya-Mädchen Rocío das zerklüftete Hochland Guatemalas. Dort lebt sie mit ihrer schwangeren Mutter und ihrer Großmutter in einer Holzhütte. Eine Herde Schafe ist ihre Lebensgrundlage, um die sich das zaghafte kleine Mädchen ohne Mutter kümmern muss, als diese in den Wehen liegt und von der Grußmutter in der ärmlichen Hütte bei der Geburt unterstützt wird. Sie treibt die Herde durch das weite, karge Hochland, trifft auf weiter Menschen, die dort ihr ärmliches Leben fristen. Als ihr ein Lamm fehlt, muss sie sich in der Weite der Berge auf die Suche machen, um alle abends wieder zusammen in den Stall sperren zu können.
       In Japan hat das Gothicmädchen Shiori über ihren Live-Chat viele Fans gewonnen, darunter auch Ayumi. Diese ist von zuhause abgehauen, um der von ihr bewunderten Shiori zu begegnen. Langsam schleicht sie sich in ihr Leben und kommt zuerst Shioris Freund näher als ihr selbst. Alle drei bewegen sich in einer Jugendkultur, die sich gegen die anstehende Einpassung in die Erwachsenenwelt wehrt. "Wonderful World End" begleitet die Jugendlichen, die über sms, Live-Chats, Blogs miteinander kommunizieren und in der bunten Konsumwelt der Großstadt abhängen - und irgendwo auf dem Weg entwickelt sich aus dem Freund ein Zombie. Ein schräges Märchen über eine langsam entstehende Zuneigung.

       Am Schluss des Tages kamen wir dann endlich wieder mal nach Hawaii. Wir lernten "Kuma Hina" kennen, eine Lehrerin, die früher als Mann gelebt hat. Sie unterstützt ihre Schülerin Ho'onani darin, auch ihren männlichen Anteil leben zu können. Der Platz in der Mitte, der Platz zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht ist in der hawaiianischen Tradition ein zulässiger eigenständiger Platz. Erst die Christianisierung hatte die Einwohner_innen Hawaiis dazu gezwungen, sich auf zwei Geschlechter zu reduzieren. Ein 25 Minuten Kurzfilm über die historische Dimension der als so natürlich erscheinenden christlichen Geschlechterpolarisierung. 

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