Dienstag, 10. Februar 2015

Montag: eisiges Kars während der türkischen Militärdiktatur, Antisemitismus und Rassismus in Deutschland und den USA

Berlin, Cinema Zoopalast by Lilly Flowers
Im schneereichen kalten Winter 1980 verbringen die dreizehnjährigen Jungs ihre schulfreien Nachmittage mit ihren Schlitten. Die drei Freunde suchen nach Kohlen, um Zuhause den Ofen füttern zu können. Doch die Kohlenabgaben sind limitiert und irgenwann bekommt der kurdische Teil der Bevölkerung keine Zuweisungen mehr. Der Film "Kar Korsanlari" (Schneepiraten) zeigt, wie jedes kurdische Wort in der Schule mit Disziplinierungen durch den Lehrer bestraft wird, die Kinder sollen sich gegenseitig schlagen oder anspucken oder bekommen das Lineal ins Gesicht geschlagen. Doch draußen, mit ihren kleinen Holzschlitten, sind sie frei. Mit zahlreichen Tricks versuchen sie, an Kohlen zu kommen, damit die Familie nicht frieren muss, oder transportieren Wasser auf den Holzschlitten. Und gleichzeitig zur frostigen Umgebung ist die Kälte der Unterdrückung zu spüren. Der Denunziant wird mit einer Papiertüte über dem Kopf von der türkischen Polizei durch die Straßen gefahren. Die Kinder sind noch zu klein, um als Staatsfeinde zu gelten, aber sie kommen bei ihrem Streunen durch die zugeschneite Stadt mit der sie überragenden mächtigen Burg, immer wieder an die durch das Militär gesetzten Grenzen. Bekannt wurde Kars 2011 auch durch den durch Ministerpräsident Erdogan initiierten Abriss des 2006 errichteten, ca. 30 Meter hohen Denkmals "Insanlik Abidesi" (Menschlichkeitsdenkmal). Bereits 2006 erhielt Orhan Pamuk für "Schnee", einem in Kars spielenden Roman, den Literaturnobelpreis.
Bei unserem zweiten Film wohnten wir heute einer Weltpremiere bei, obwohl "Strange Victory" von Leo Hurwitz, bereits 1948 fertig gestellt wurde. Doch seine kritische politische Aussage passte nicht in die damalige Welt - und kritisiert gleichermaßen die heutige. 

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